Behandlung der Mitralklappeninsuffizienz

 

Was ist eine Mitralklappeninsuffizienz?

Mitralklappeninsuffizienz oder kurz Mitralinsuffizienz (MI) ist eine Erkrankung, die eine der Herzklappen betrifft – die Mitralklappe. Die Herzklappen kontrollieren den Blutfluss durch die vier Kammern des Herzens. Jede Klappe besteht aus feinen, aber stabilen Gewebesegeln. Während Blut durch die vier Kammern des Herzens strömt, öffnen und schließen sich die Klappen, damit das Blut in die richtige Richtung fließt.

Die Mitralklappe befindet sich zwischen den beiden linken Herzkammern (Vorhof und Ventrikel) und dient dort als Ventil: Sie sorgt dafür, dass das Blut während eines normalen Herzschlags vorwärts durch das Herz fließt. Wenn die Mitralklappe nicht vollständig schließt, fließt Blut zurück in die entgegengesetzte Richtung, also zurück in den Vorhof. Dieser Rückfluss wird als Mitralinsuffizienz* (MI) bezeichnet.

*Insuffizienz (Gegensatz von lat. sufficere ‚genügen’) bedeutet Unzulänglichkeit, Unfähigkeit oder Schwäche

Ursachen der Mitralinsuffizienz

Es gibt verschiedene Ursachen für eine Mitralinsuffizienz, z.B.:

  • Verschlechterung des Klappengewebes
  • Kongenitale Klappenanomalie (Anomalie, die bei der Geburt schon besteht)
  • Herzerkrankungen wie beispielsweise ein Herzinfarkt oder andere Ursachen einer Schwächung des Herzmuskels

Grundsätzlich unterscheidet die Medizin zwischen organischer Mitralinsuffizienz (auch primäre oder degenerative MI genannt) und funktioneller Mitralinsuffizienz (auch sekundäre MI genannt). Als organisch wird die Mitralinsuffizienz bezeichnet, wenn Veränderungen der Herzklappe selbst als Ursache identifiziert werden konnten. Eine funktionelle MI hingegen ist die Folge von Veränderungen der umgebenden Strukturen, hauptsächlich des linken Ventrikels (Herzkammer).

Diagnose - Einteilung der Mitralinsuffizienz in Schweregrade

Bei einer Herzschwäche wie der Mitralinsuffizienz kann man die Ausprägung nach verschiedenen Kriterien beurteilen. Die New York Heart Association (NYHA) klassifiziert die Schweregrade anhand der körperlichen Leistungsfähigkeit:

NYHA - Stadium I

Herzerkrankung bekannt, aber keine Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit
 

NYHA - Stadium III

Körperliche Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt, Beschwerden bereits bei geringer körperlicher Belastung, noch keine Beschwerden in Ruhe

NYHA - Stadium II

Körperliche Leistungsfähigkeit leicht eingeschränkt, keine Beschwerden in Ruhe, Beschwerden bei alltäglicher körperlicher Belastung

NYHA - Stadium IV

Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten und auch in Ruhe, Bettlägerigkeit

  • Andere Erkrankungen der Herzklappen

    Neben der Mitralklappeninsuffizienz gibt es noch andere Herzklappenerkrankungen, die je nach Schweregrad behandlungsbedürftig sind:

    Mitralklappenstenose

    Bei einer Mitralklappenstenose handelt es sich um eine Verengung der Mitralklappe, das heißt, die Klappe öffnet sich nicht weit genug, um das Blut vom linken Vorhof in die linke Herzkammer fließen zu lassen.

Symptome

Die Anzeichen und Symptome der Mitralinsuffizienz hängen davon ab, wie fortgeschritten die Insuffizienz ist und wie schnell sie sich entwickelt hat. Manchmal verursacht sie nur wenige oder gar keine Symptome. Wenn jedoch Symptome vorliegen – vor allem bei einer schweren Mitralinsuffizienz – können das die Folgenden sein:

Kurzatmigkeit, insbesondere nach Anstrengung oder im Liegen

Benommenheit, kurze Bewusstlosigkeit, „Schwarzwerden“ vor den Augen

Übermäßige Wassereinlagerung, geschwollene Füße und Fußknöchel

Schwächegefühl und Erschöpfung, vor allem bei erhöhter Aktivität (z.B. Treppensteigen)

Reizhusten, der sich im Liegen oft verschlechtertn

Appetitlosigkeit
 

Übermäßiges nächtliches Wasserlassen

Eine undichte Herzklappe wird lange vom Körper toleriert, ohne dass Betroffene zwangsläufig etwas davon bemerken. Wenn aber Beschwerden auftreten, liegt häufig schon eine fortgeschrittene Herzklappenerkrankung vor. Eine schwere Mitralinsuffizienz ist also eine ernstzunehmende Erkrankung, die rechtzeitig diagnostiziert und behandelt werden muss, um die genannten Folgeerscheinungen zu verhindern.

  • Was passiert im Körper, wenn die Mitralinsuffizienz (MI) unbehandelt bleibt

    Sie stellt eine zusätzliche Belastung für Herz und Lungen dar. Je nach Schweregrad der MI fließt eine geringe bis größere Menge des mit Sauerstoff angereicherten Blutes, das eigentlich für die Organe (Gehirn, Nieren, Darm etc.) bestimmt ist, zurück in den Vorhof statt in den Körperkreislauf.
    Das zieht verschiedene Folgeerscheinungen nach sich: Um die für die Organe fehlende Menge an Blut ausgleichen zu können, entwickeln einige Menschen ein vergrößertes Herz, da das Herz schwerer arbeiten muss, um Blut durch den Körper zu pumpen. Diese Vergrößerung jedoch schwächt das Herz auf Dauer.

    Die Herzschwäche führt zu einer Einschränkung der Belastbarkeit, Luftnot bei Anstrengung und Rückstau des Blutes in die Lungenstrombahn mit der Gefahr eines Lungenödems, das unbehandelt lebensbedrohlich ist.
    Durch das in den Vorhof zurückfließende Blut kommt es auch zu einer Vergrößerung des Vorhofs. Das kann zu Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern) oder sogar zum Schlaganfall führen.

Diagnose der Mitralinsuffizienz

Bei Verdacht auf eine Mitralinsuffizienz wird die Ärztin oder der Arzt als eine der ersten diagnostischen Maßnahmen das Herz mit dem Stethoskop abhören. Der Rückfluss des Blutes aus der linken Herzkammer durch die erkrankte Mitralklappe in den linken Vorhof des Herzens ist durch das Stethoskop gut hörbar.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Möglichkeiten:

Elektrokardiogramm-Untersuchung (EKG)

Eine Elektrokardiogramm-Untersuchung (EKG) zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf und ermöglicht das Erkennen eines anomalen Herzschlages oder eine Schädigung des Herzmuskels. Bei einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs lassen sich eine Vergrößerung des linken Vorhofs und Wasseransammlungen in der Lunge (Ödeme) gut erkennen. Im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung kann unter anderem bestimmt werden, wie groß die Menge an Blut ist, die bei jedem Herzschlag aus der linken Herzkammer durch die erkrankte Mitralklappe in den linken Vorhof zurückfließt.

Echokardiograhie

Video Herzschwäche im Echo – einfach erklärt was meine Ärztin oder mein Arzt im Echo-Bild sieht

Eine der wichtigsten und aufschlussreichsten Untersuchungen zur Feststellung einer Mitralinsuffizienz ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, die Echokardiographie. Dabei erkennt die Ärztin oder der Arzt den Blutrückstrom aus der linken Herzkammer in den linken Vorhof und die Vergrößerung des linken Vorhofs.

Eine Echokardiographie kann von außen (Transthorakale Echokardiographie) und über die Speiseröhre auch von innen (Transösophageale Echokardiographie) durchgeführt werden. Bei einer sogenannten Stress-Echokardiographie wird der Betroffene auf dem Fahrradergometer einer leichten Belastung ausgesetzt, um den Herzschlag zu beschleunigen, weil bei einer Untersuchung im Ruhezustand die Schwere der Erkrankung nur schwer eingeschätzt werden kann. Sollte dies aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich sein, kann zum Beispiel auch das mehrmalige schnelle Zusammendrücken eines Schaumstoffballs mit der Hand helfen, den Herzschlag etwas zu beschleunigen und so die Mitralinsuffizienz besser darstellen zu können.

MitraClip™ Therapie

Der MitraClip™, hergestellt von der Firma Abbott, ist eine Art Klammer, die direkt an der Mitralklappe angebracht wird, ohne dass dafür der Brustkorb geöffnet werden muss oder der Betroffene an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden muss.

Einsatz des MitraClip™

Für den Zugang zur Mitralklappe wird ein flexibler, langer Führungskatheter durch eine Beinvene in die Leiste eingebracht und bis zum Herzen vorgeführt. Mit Hilfe dieses Katheters wird dann der MitraClip™ an der Mitralklappe angebracht und sorgt dafür, dass diese wieder besser schließt. Während der Prozedur können Ärztinnen und Ärzte die Position des Clips am schlagenden Herzen überprüfen und nötigenfalls so oft korrigieren, bis die gewünschte bestmögliche Reduktion der Insuffizienz erreicht ist, denn die Reduktion der Mitralinsuffizienz wird in Echtzeit durch einen 3D-Ultraschall kontrolliert. Das Verfahren wird unter Vollnarkose durchgeführt und die Patientin / der Patient muss danach einige Tage im Krankenhaus bleiben.

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Für wen eignet sich die Therapie?

Die perkutane Mitralklappenrekonstruktion mit einem MitraClip™ eignet sich vor allem als Alternative für Patientinnen und Patienten mit einer schweren Mitralinsuffizienz, die ein hohes Operations-Risiko haben – zum Beispiel aufgrund von Begleiterkrankungen oder fortgeschrittenem Alter.1 Für Patientinnen und Patienten, die unter den Symptomen ihrer Mitralinsuffizienz leiden, aber für einen Eingriff am offenen Herzen nicht in Frage kommen, bietet dieses minimalinvasive Verfahren die Chance auf eine Verbesserung der Mitralinsuffizienz und ihrer Symptome.2 Das kann zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität3 für diese Patientinnen und Patienten führen.

Es gibt zahlreiche Kriterien, die bei jedem Betroffenen individuell darüber bestimmen, ob der MitraClip™ eine mögliche Therapie für die Mitralinsuffizienz ist. Nur eine Ärztin oder ein Arzt kann entscheiden, ob die perkutane Mitralklappenrekonstruktion für Sie oder Ihren Angehörigen in Frage kommt!

  • Quellen

    Quellen:

    1. European Heart Journal, 2021;, ehab395 (Alec Vahanian et al.) European Heart Journal (2022) 43, 561–632 doi.org/10.1093/eurheartj/ehab395
    2. EXPAND: Next-Generation MitraClip NTR, XTR Safe, Effective For Primary MR Patients - American College of Cardiology (acc.org)
    3. 5 Year Follow-up after Transcatheter Repair of Secondary Mitral Regurgitation, N Engl J Med 2023; 388:2037-2048 DOI: 10.1056/NEJMoa2300213

Patienteninformationen zum Herunterladen

Der Clip Patientenausweis – ein wichtiges Dokument

Für die medizinische Versorgung ist es – vor allem bei einem Notfall – wichtig zu wissen, dass ein MitraClip™ eingesetzt wurde. Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt wird deshalb nach dem Eingriff den Clip Patientenausweis (siehe Abbildung) aushändigen, den die Patientin oder der Patient immer bei sich tragen sollte.

Patientenausweis herunterladen

 

Nach dem Eingriff

Nach einer perkutanen Mitralklappenrekonstruktion mit dem MitraClip™ bleibt der Patient zunächst 24 Stunden auf der Intensivstation und wird danach drei bis fünf Tage auf der normalen Krankenhausstation überwacht. Dies sind nur Richtwerte – die behandelnden Ärzte werden die Dauer des Aufenthalts jeweils nach den individuellen Bedürfnissen und den gesundheitlichen Erfordernissen ausrichten.

Bei den meisten Patientinnen und Patienten tritt bereits direkt nach dem Eingriff eine Besserung der klinischen Symptome (Besserung der Luftnot und Belastbarkeit) ein.1 Dennoch müssen nach einer perkutanen Mitralklappenrekonstruktion weiterhin Medikamente eingenommen werden, insbesondere zur Blutverdünnung und ggf. zur Behandlung einer eventuell bestehenden Herzinsuffizienz.2 Es ist sehr wichtig, dass die Anweisungen der Ärztin oder des Arztes in Bezug auf Medikamente, die anschließend eingenommen werden müssen, befolgt werden, um die Gesundheit nicht zu gefährden.

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sollten anstrengende Aktivitäten (wie z.B. Heben und Tragen) für mindestens 30 Tage vermieden werden. Die meisten Betroffenen, die einen MitraClip™ erhalten haben, brauchen danach zu Hause keine spezielle Hilfe, die über die erforderliche aktuelle Versorgung für alle anderen Erkrankungen hinausgeht.3

Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt wird Ihnen deshalb nach dem Eingriff den MitraClip™ Patientenausweis aushändigen, den Sie dann immer bei sich tragen sollten.

Berichte von Patientinnen und Patienten, die einen MitraClip™ erhalten haben

Weltweit wurden schon über 200.000 Patientinnen und Patienten* mit einer perkutanen Mitralklappenrekonstruktion (PMKR) behandelt. In den folgenden Beispielen berichten sie über ihre Erkrankung, die Behandlung mit dem MitraClip™ und ihrem Leben nach dem Eingriff.

  • Quellen

    Quellen:

    * Data on file at Abbott

    1. Leitlinie Nachbehandlung nach MitraClip™ Universitätsklinikum Ulm: Mitraclip | Universitätsklinikum Ulm (uniklinik-ulm.de)
    2. 2020_empfehlung_antithrombotosche_therapie_nach_kardialen_interventionen_ow.pdf (dgk.org)
    3. Die Nachsorge von Patienten nach MitraClip®-Implantation | SpringerLink

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