Serie Herzklappenfehler: Therapiemöglichkeiten bei einer undichten oder verengten Mitralklappe
Unser Herz ist das zentrale Organ, welches von Geburt an bis zum Tod unentwegt schlägt und Blut in unseren Körper pumpt. Es versorgt alle Organe und auch sich selbst mit lebensnotwendigem Sauerstoff und Nährstoffen. Aber was tun, wenn es krank ist? Herzklappenfehler wie eine Mitralinsuffizienz oder -stenose zählen zu den Herzerkrankungen, die relativ häufig behandelt werden. Dabei muss an die Therapie keine große Operation geknüpft sein.
Viele Menschen denken, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen erst im höheren Alter eine Rolle spielen. Dabei können auch jüngere Personen betroffen sein, insbesondere dann, wenn eine familiäre Vorbelastung vorliegt. Problematisch an Herzklappenfehlern ist, dass sie viele Jahre unbemerkt bleiben können, da Betroffenen oft keine oder kaum Symptome verspüren oder bei Beschwerden wie Kurzatmigkeit, verminderter körperlicher Leistungsfähigkeit oder Brustschmerzen nicht an eine Herzklappenerkrankung denken. Das kann die frühzeitige Diagnose erheblich erschweren. Ärzte empfehlen daher, ab dem 35. Lebensjahr regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen. Ein sogenanntes Kardio-Check-Up wird in der Regel in Rücksprache mit der Hausarztpraxis von einer Kardiologin oder einem Kardiologen durchgeführt.
Behandlungsbedürftige Herzklappen
Zu den häufigsten Herzklappenfehlern zählen die Mitralinsuffizienz und die Mitralklappenstenose. Bei beiden Erkrankungen ist die Funktion der linken Herzklappe (Mitralklappe) gestört, die entweder undicht (Insuffizienz) oder verengt (Stenose) ist. In beiden Fällen wird weniger Blut über die linke Herzhälfte in den Körper gepumpt, wodurch es zu einer Minderversorgung der Organe kommt. Das Blut staut sich stattdessen im linken Vorhof und drängt teils zur Lunge zurück.
Da sich beide Krankheitsbilder in den Ursachen, den Symptomen und im Verlauf unterscheiden, unterscheiden sich auch die Therapiemöglichkeiten. Welche Behandlung die Richtige ist und zu einem möglichst hohen Behandlungserfolg führt, hängt vom bisherigen Krankheitsverlauf sowie von anderen Faktoren ab. So spielen beispielsweise das Alter, weitere Vorerkrankungen und auch die Lebensweise eine wichtige Rolle. Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachbereiche beraten und entscheiden innerhalb eines interdisziplinären „Herz-Teams“ mit den Betroffenen über mögliche Therapieformen. Zu diesem Herz-Team gehören insbesondere Fachärztinnen und Fachärzte aus den Bereichen Kardiologie und Herzchirurgie, aber auch der Intensiv- und Allgemeinmedizin. So ist eine umfassende Versorgung gewährleistet.
Therapiemöglichkeiten bei einer kranken Mitralklappe
Liegt eine Mitralinsuffizienz vor, ist es in Bezug auf die Therapiewahl wichtig, die jeweilige Form der Insuffizienz und den Schweregrad zu bestimmen. Abhängig von der Ursache und der Art der krankhaften Veränderungen unterscheiden Ärztinnen und Ärzte zwischen der primären (degenerative) und sekundären (funktionelle) Form der Mitralinsuffizienz.
Medikamentöse Therapie
Menschen mit einer chronischen primären Mitralinsuffizienz, die kaum oder keine Symptome zeigen und bei denen die Pumpfunktion des Herzens noch nicht auffällig beeinträchtigt ist, werden meist zunächst nur beobachtet. Stellen sich jedoch Verschlechterungen ein, wird aufgrund der geringen Erfolgschancen einer medikamentösen Behandlung in der Regel ein operativer Eingriff empfohlen.
Eine sekundäre Mitralinsuffizienz wird zu Beginn meist medikamentös behandelt. Grund dafür ist, dass häufig noch weitere schwere Erkrankungen wie eine koronare Herzerkrankung oder eine enorme Schwäche des linken Herzens vorliegen und diese Menschen ein viel größeres Risiko für eine Operation tragen. Das Ziel ist es zunächst, die zugrundeliegende Ursache der Mitralinsuffizienz zu beheben und erste Symptome zu behandeln. Hierbei kommen blutdrucksenkende und gefäßerweiternde Medikamente wie ACE-Hemmer, AT1-Blocker, Beta-Blocker sowie entwässernde Mittel (Diuretika inklusive Aldosteron-Blocker) zum Einsatz. Je nach Schweregrad der Erkrankung kann eine solch frühe Therapie mit Medikamenten bereits zu einer vollständigen Erholung führen. Sollte dies nicht der Fall sein, wird auch bei einer sekundären Mitralinsuffizienz ein chirurgischer oder katheterbasierter Eingriff empfohlen.
Eine Mitralklappenstenose kann nach aktuellem Stand nicht direkt medikamentös behandelt werden. In der Regel werden aber wie bei einer Mitralinsuffizienz Medikamente zur Linderung der Symptome eingesetzt. So kommen neben Beta-Blockern und Diuretika auch Wirkstoffe wie Digoxin (ein Medikament zur Kontrolle der Herzschlagfrequenz) sowie blutverdünnende Mittel (Antikoagulanzien) in Frage. Letztere werden insbesondere dann empfohlen, wenn ein erhöhtes Risiko beispielsweise dafür besteht, dass Blutgefäße durch Gerinnsel verstopfen (Embolien).
Offene Operation oder Katheter-Verfahren?
Eine akute Mitralinsuffizienz tritt vergleichsweise selten auf, verläuft aber stets heftig mit starken Symptomen und wird daher als Notfall immer operativ behandelt.
Kommt es bei einer chronischen Mitralklappenerkrankung mit der Zeit zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes, wird zumeist ein operativer bzw. interventioneller Eingriff durchgeführt. Dabei kann die kranke Herzklappe durch eine Prothese ersetzt oder wiederhergestellt beziehungsweise repariert werden (Rekonstruktion). Die Rekonstruktion erfolgt entweder durch eine offene Operation oder durch das weniger invasive Katheter-Verfahren. Welche Methode angewendet werden kann, ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, die vor jedem Eingriff umfassend durch das Herz-Team abgeklärt werden. Mit Hilfe der Echokardiographie als Hauptuntersuchungsmethode wird insbesondere der Schweregrad der Erkrankung ermittelt und der mögliche Behandlungserfolg bestimmt.
In vielen Fällen, in denen gute Behandlungserfolge erwartet werden, d. h. eine gute Prognose vorliegt, wird die kranke Mitralklappe über einen operativen, aber möglichst minimal-invasiven Eingriff wiederhergestellt. Das bedeutet, dass beispielsweise Gewebe aus dem Herzbeutel, in dem das Herz liegt, zum Aufbau der kranken Herzklappe verwendet wird. Solche Operationen können mit Hilfe eines Endoskops durchgeführt werden, wodurch ein Öffnen des Brustkorbes nicht erforderlich ist. Es genügt ein kleiner Einschnitt in die seitliche Brustwand.
Eine ebenfalls minimal-invasive Katheter-gestützte Behandlungsmethode ist das sogenannte MitraClip™-Verfahren. Der Mitralklappen-Clip, der in die linke Herzklappe eingesetzt wird, befindet sich an der Spitze eines Katheters, der durch die große Beinvene von der Leiste bis zum rechten Vorhof geführt wird. Von dort wird der Katheter durch die Herzscheidewand in den linken Vorhof geschoben, wo der Clip in die linke Herzklappe eingesetzt wird. Dieser Mitral-Clip unterstützt die erkrankte Herzklappe in ihrer Funktion, sodass diese wieder besser schließen kann. Die Herzklappe wird bei diesem Verfahren nicht ersetzt.
Zur Behandlung einer Mitralklappenstenose kann das Ballonkatheter-Verfahren zum Einsatz kommen, das fachsprachlich als Mitralklappenvalvuloplastie oder auch als perkutane Mitralkommissurotomie bezeichnet wird. Hierbei werden die versteiften Segel der Mitralklappe mit Hilfe eines Ballons gedehnt, sodass das Blut wieder besser in die linke Herzkammer fließen kann.
Eine neue Herzklappe
In Fällen, in denen eine Reparatur der bestehenden kranken Herzklappe nicht möglich ist, kann unter Umständen eine neue Klappe eingesetzt werden. Dabei gibt es zum einen die mechanischen Klappenprothesen aus Metall und Kunststoff, die vorwiegend bei jüngeren Menschen verwendet werden. Auf der anderen Seite gibt es biologische Prothesen aus Gewebe von Rinder- und Schweineherzen. Selten können auch Herzklappen von Menschen als Spendenorgane eingesetzt werden.
- Quellen
Autorin: Dr. Monique Amey-Özel, medproduction GmbH, www.medproduction.de
Datum: Juli 2021
Quellen:
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9-DAC-5-12731-02 10-2021